Montag, 12. Dezember 2011

Mein Bruder und ich

Ich hab heute wieder besseren wissens mit meinem Bruder telefoniert. Seit Tagen schon klingelt mein Handy und erinnert mich daran, daß ich noch einen Bruder habe, der sich auch einen Kontakt wünsch. Nur wünche ich ihn nicht so sehr. Aber nachdem nun mal mein Handy mir das so schmwezlich mitteilt fühlte ich mich in der Verantwortung zurück zu rufen. Das hat mir nur leider nicht gut getan.
Mein Schicksal ist so sehr mit dem meines Bruders verknüpft, das mir solche Begegnungen immer Schwierigkeiten bereiten und mich unsicher zurück lassen.
Als Elf war hatte mein Bruder einen schweren Verkehrsunfall, den er nur knapp überlebt hat, mit viel Glück. Für mich war das ein Drama, verarbeitet hab ich das nie. Seit dem ist mein Bruder verändert, das schwere Schädel-Hirn-Trauma hat seine spuren hinterlassen. Aus dem großen Bruder wurde der kleine. Man merkt es meinem Bruder nicht direkt an, er wohnt allein, arbeitet noch ein wenig in einer extra Stelle für Behinderte in seinem alten Betrieb. Nein, die Tragik spürrt man erst, wenn man sich kurz mit ihm beschäftigt. Hauptsächlich ist er Paranoid. Und verwirrt. Er glaubt nicht an den Unfall, er glaubt nicht das alles, was ihm geschehen ist und ich als Zaungast miterleben mußte einfach erfunden wurde, erfunden um ihn unter Kontrolle zu halten. Insbesondere meine Eltern waren der Kern des bösen. Aber nicht nur das. Oft ist er so verwirrt das er Dinge im Alltag durcheinander wirft, vor allem Personen. Und er ist allein. Wahrscheinlich auch einsam. Genau weiß ich das nicht, aber nachvollziehen könnte ich es. Der Umgang mit ihm ist schwierig, anstrengend, die Geschichten die er sich zusammenreimt, um das was um ihm herum passiert zu fassen ließen alle seine Freunde flüchten und abwenden. Über Jahre hat er sich von uns abgewandt. Jetzt ist er wieder da und ich sehe mich immer öfter gezwungen mich mit mir und dem Thema auseinander zu setzten. So wie heute, wo er mir wieder viel erzählt, skurrile Geschichten und Zusammenhänge, welche zu hören mich einfach sehr erschrocken hat, vielleicht auch, weil vieles zwichen den Zeilen von seiner Einsamkeit spricht. Ich kann ihm nicht helfen. Wie soll ich ihm helfen können? Ich habe versucht im zu sagen, wie schwer es ist, das zu hören, aber wie will er das reell fassen? Ich glaube das er das nicht kann, weder durch Logik noch durch Emotionen. Das führt mich um so mehr in die Hilflosigkeit, dessen passiven Ertragen mir so schwer auf den Schultern liegt.

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